
Lange war unklar, ob Bienen tatsächlich Gesichter unterscheiden oder nur einfache Muster erkennen. Heute weiß man: Honigbienen erkennen keine Personen, sondern orientieren sich an der typischen Anordnung von Gesichtszügen, also Augen, Nase und Mund. Das heißt: Sie erkennen ein „Gesicht“ als Gesamtbild aus Positionen und Abständen, und nicht durch die Details der einzelnen Teile.
Bienen nutzen dabei statische Merkmale wie:
- die Anordnung von Augen, Nase, Mund
- Abstände zwischen den Merkmalen
- Formen und Kontraste
Bewegung oder Mimik spielen für sie keine Rolle, ihre Wahrnehmung ist auf schnelle Mustererkennung ausgelegt, nicht auf dynamische Gesichtsveränderungen. Das Prinzip dahinter nennt sich konfigurale Mustererkennung. Anhand der Position und des Verhältnisses der Merkmale erkennen und merken sich Bienen ein Gesicht, ähnlich wie ein bekanntes Bild oder eine Erinnerung. Wird dieses Muster jedoch verändert zum Beispiel, durch eine Operation an den Augen oder am Mund, erkennen sie das Gesicht nicht mehr. Diese erstaunliche Fähigkeit wurde bislang nur bei Honigbienen (Apis mellifera) nachgewiesen. Ob auch andere Arten wie Wildbienen oder Hummeln dazu fähig sind, ist bisher kaum erforscht. Honigbienen eignen sich besonders gut für solche Experimente, da sie sich leicht trainieren lassen.
Im Gegensatz zu Bienen ist es bei uns Menschen anders. Menschen nehmen nicht nur statische Gesichtszüge wie Nase, Mund oder Augen wahr, sondern auch Bewegungen wie Mimik, typische Augen- oder Mundbewegungen und individuelle Ausdrucksweisen. Diese dynamischen Elemente helfen uns besonders, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind oder das Gesicht nur teilweise sichtbar ist.
Untersuchungsansatz
Im Experiment bekamen Bienen eine Zuckerlösung, wenn sie Bilder mit einem Punkt‑Strich‑Gesicht (z. B. zwei Punkte für Augen, Strich für Mund) anflogen. Flogen sie andere Anordnungen an, erhielten sie keine Belohnung. Nach einiger Zeit erkannten sie dieses Muster auch ohne Belohnung zuverlässig.

Warum ist das interessant für uns Menschen?
Zu verstehen, wie Bienen Gesichter und Muster erkennen, zeigt uns, wie leistungsfähig auch kleine Gehirne sein können. Dieses Wissen ist besonders wichtig für die Technologie, weil es hilft, effiziente und schnelle Algorithmen für Bildverarbeitung und künstliche Intelligenz zu entwickeln, zum Beispiel bei Drohnen, die mithilfe von Kameras Hindernisse erkennen und umgehen, ähnlich wie Bienen ihre Umgebung wahrnehmen. Ein konkretes Beispiel, wie das Verständnis der Mustererkennung bei Bienen in der Technologie angewendet wird, sind die „RoboBees“ der Harvard University. Diese sind Mini-Drohnen, die mit LiDAR-Technologie ausgestattet sind, um Hindernisse zu erkennen und Kollisionen zu vermeiden.
Komplexere Darstellungen – klappt das auch?
Ja, auch bei fotografischen Gesichtsbildern funktionierte die Unterscheidung. Selbst wenn das ursprüngliche Punkt‑Strich‑Muster entfernt war, erkannten die Bienen die typische Anordnung wieder, solang die Platzierung der Merkmale stimmte.
Quellen:
- https://www.scientificamerican.com/article/insects-recognize-faces-using-processing-mechanism-similar-to-that-of-humans1/
- https://www.scinexx.de/news/biowissen/honigbienen-erkennen-menschliche-gesichter/
- https://www.sciencedaily.com/releases/2010/01/100129092010.htm
- https://www.spektrum.de/news/bienen-erkennen-gesichtszuege/1020595
- https://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Bienen_teilen_die_Welt_ein1771015586634.html
- https://journals.biologists.com/jeb/article/213/4/i/10094/BEES-RECOGNISE-FACES-USING-FEATURE-CONFIGURATION
- ingenieur.de

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